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und erzhlte ihm: "In Amerika gibt es ein Kalb mit fnf Kpfen.
Was sagst du darber?" Herr Keuner sagte: "Ich sage nichts."
Da freute sich der falsche Schler und sagte: "Je weiser du
wrest, desto mehr knntest du darber sagen."
Der Dumme erwartet viel. Der Denkende sagt wenig.
[ber die Haltung]
Die Weisheit ist die eine Folge der Haltung. Da sie nicht das
Ziel der Haltung ist, kann die Weisheit niemand zur
Nachahmung der Haltung bewegen.
So wie ich esse, werdet ihr nicht essen. Wenn ihr aber et wie
ich, wird es euch ntzen.
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Was ich da sage: da die Haltung die Taten macht, das mge
so sein. Aber die Notwendigkeiten mt ihr ordnen, da es so
werde.
Oft sehe ich, sagte der Denkende, habe ich meines Vaters
Haltung. Aber meines Vaters Taten tue ich nicht. Warum tue ich
andere Taten? Weil andere Notwendigkeiten sind. Aber ich
sehe, die Haltung hlt lnger als die Handlungsweise: sie
widersteht den Notwendigkeiten.
Mancher kann nur eines tun, wenn er sein Gesicht nicht
verlieren will. Da er den Notwendigkeiten nicht folgen kann,
geht er leicht unter. Aber wer eine Haltung hat, der kann vieles
tun und verliert sein Gesicht nicht.
[Wogegen Herr Keuner war]
Herr Keuner war nicht fr Abschiednehmen, nicht fr Begren,
nicht fr Jahrestage, nicht fr Feste, nicht fr das Beenden
einer Arbeit, nicht fr das Beginnen eines neuen
Lebensabschnittes, nicht fr Abrechnungen, nicht fr Rache,
nicht fr abschlieende Urteile.
[Vom berstehen der Strme]
"Als der Denkende in einen groen Sturm kam, sa er in einem
groen Wagen und nahm viel Platz ein. Das erste war, da er
aus seinem Wagen stieg. Das zweite war, da er seinen Rock
ablegte. Das dritte war, da er sich auf den Boden legte. So
berstand er den Sturm in seiner kleinsten Gre." Dies lesend,
sagte Herr Keuner: "Es ist ntzlich, sich die Ansichten der
anderen ber einen selber zu eigen zu machen. Sie verstehen
einen sonst nicht."
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[Herrn Keuners Krankheit]
"Warum bist du krank?" fragten Herrn Keuner die Leute. "Weil
der Staat nicht in Ordnung ist", antwortete er. "Darum ist meine
Lebensweise nicht in Ordnung, und meine Nieren, meine
Muskeln und mein Herz kommen in Unordnung.
Wenn ich in die Stdte komme, geht alles entweder schneller
oder langsamer als ich. Ich rede nur zu Redenden und horche
nur, wenn alle horchen. Aller Gewinn meiner Zeit kommt aus
der Unklarheit, aus der Klarheit kommt kein Gewinn, auer, es
besitzt sie nur einer."
Unbestechlichkeit
Auf die Frage, wie man einen erziehen knnte zur
Unbestechlichkeit, antwortete Herr Keuner: "Dadurch, da man
ihn satt macht." Auf die Frage, wie man einen dazu veranlassen
kann, da er gute Vorschlge macht, antwortete Herr Keuner:
"Dadurch, da man sorgt, da er an dem Nutzen seiner
Vorschlge beteiligt ist und auf andere Weise, also allein, die
Vorteile nicht erreichen kann."
[Schuldfrage]
Eine Schlerin beschwerte sich ber Herrn Keuners
verrterisches Wesen.
"Vielleicht", verteidigte er sich, "ist deine Schnheit zu rasch
bemerkt und zu rasch vergessen. Jedenfalls mut du und ich
daran schuld sein, wer sonst?" und er erinnerte sie an die
Notwendigkeiten beim Lenken eines Autos.
Die Rolle der Gefhle
Herr Keuner war mit seinem kleinen Sohn auf dem Land. Eines
Vormittags traf er ihn in der Ecke des Gartens und weinend. Er
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erkundigte sich nach dem Grund des Kummers, erfuhr ihn und
ging weiter. Als aber bei seiner Rckkehr der Junge immer
noch weinte, rief er ihn her und sagte ihm: "Was hat es fr
einen Sinn zu weinen bei einem solchen Wind, wo man dich
berhaupt nicht hrt." Der Junge stutzte, begriff diese Logik und
kehrte, ohne weitere Gefhle zu zeigen, zu seinem Sandhaufen
zurck.
Vom jungen Keuner
Jemand erzhlte vom jungen Keuner, er habe ihn einem
Mdchen, das ihm sehr gefiel, eines Morgens sagen hren: "Ich
habe heute nacht von Ihnen getrumt. Sie waren sehr
vernnftig."
[Luxus]
Der Denkende tadelte oft seine Freundin ihres Luxus wegen.
Einmal entdeckte er bei ihr vier Paar Schuhe. "Ich habe auch
viererlei Arten Fe", entschuldigte sie sich.
Der Denkende lachte und fragte: "Was machst du da, wenn ein
Paar kaputt ist?" Da merkte sie, da er noch nicht ganz
aufgeklrt war, und sagte: "Ich habe mich getuscht, ich habe
fnferlei Arten Fe." Damit war der Denkende endlich
aufgeklrt.
[Diener oder Herrscher]
"Wer sich nicht mit sich selber befat, der sorgt dafr, da sich
andere mit ihm befassen. Er ist ein Diener oder ein Herrscher.
Ein Diener und ein Herrscher unterscheiden sich kaum, auer
fr Diener und Herrscher", sagte Herr Keuner, der Denkende.
"Dann ist also der der Richtige, der sich mit sich selber befat?"
"Wer sich mit sich selber befat, befat sich mit nichts. Er ist
der Diener des Nichts und der Herrscher ber nichts."
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"Also ist der der Richtige, der sich nicht mit sich selber befat?"
"Ja, wenn er keinen Grund gibt, da andere sich mit ihm
befassen, das heit sich mit nichts befassen und dem Nichts
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