[ Pobierz całość w formacie PDF ]

vernehmen konnte, und er lernte zuzuhören, ohne zu denken.
Schwester Cecilia kam an jenem Tag gegen zehn Uhr
morgens ins Zimmer und brachte die Post. Sie war sehr hübsch,
und Mr. Frazer freute sich, wenn er sie sah, und hörte ihr gern
zu, aber die Post, die vermeintlich aus einer anderen Welt kam,
war wichtig. Es war jedoch nichts von Interesse dabei. «Sie
sehen so viel besser aus», sagte sie. «Sie werden uns bald
verlassen.»
«Ja», sagte Mr. Frazer. «Sie sehen heute sehr glücklich aus.»
«Ach, das bin ich auch. Heute morgen habe ich das Gefühl,
als ob ich eine Heilige sein könnte.»
Mr. Frazer war hiervon ein wenig verblüfft.
«Ja», fuhr Oberschwester Cecilia fort. «Das möchte ich gern
sein. Eine Heilige. Schon als kleines Mädchen wollte ich
immer eine Heilige sein. Als ich ein junges Mädchen war,
dachte ich, wenn ich der Welt entsagte und in ein Kloster
ginge, würde ich eine Heilige werden. Das wollte ich werden,
und ich glaubte, das tun zu müssen, um eine zu werden. Ich
rechnete damit, eine Heilige zu werden. Ich war völlig sicher,
daß ich eine werden würde. Einen Augenblick lang glaubte ich,
ich wäre eine. Ich war so glücklich, und es schien so einfach
und leicht. Als ich morgens aufwachte, erwartete ich, eine
Heilige zu sein, aber ich war keine. Ich bin niemals eine
geworden. Ich möchte so gern eine sein. Ich möchte nichts sein
als eine Heilige. Das ist alles, was ich je gewollt habe. Und
134
heute früh habe ich das Gefühl, als ob ich eine sein könnte.
Ach, ich hoffe so, daß ich eine werde.»
«Sie werden eine sein. Jeder bekommt das, was er sich
wünscht. Das sagt man mir immer.»
«Jetzt weiß ich es nicht. Als ich jung war, schien es so
einfach. Ich wußte, ich würde eine Heilige werden. Nur glaubte
ich, daß es Zeit erfordern würde, als ich merkte, daß es nicht
plötzlich geschah. Jetzt scheint es beinahe unmöglich.»
«Ich würde sagen, daß Sie eine gute Chance haben.»
«Glauben Sie das wirklich? Nein, ich will nicht, daß man mir
einfach gut zuredet. Reden Sie mir nicht einfach gut zu. Ich
möchte eine Heilige sein. Ich möchte eine Heilige sein.»
«Natürlich werden Sie eine Heilige werden», sagte Mr.
Frazer.
«Nein, wahrscheinlich werde ich s nicht. Aber ach, wenn ich
doch nur eine Heilige sein könnte! Dann wäre ich vollkommen
glücklich.»
«Drei zu eins werden Sie eine Heilige.»
«Nein, reden Sie mir nicht gut zu. Ach, wenn ich doch nur
eine Heilige sein könnte! Wenn ich nur eine Heilige sein
könnte!»
«Wie geht es Ihrem Freund Cayetano?»
«Er wird gesund werden, aber er ist gelähmt. Eine der Kugeln
hat den großen Nerv getroffen, der durch den Oberschenkel
läuft, und das Bein ist gelähmt. Sie haben es erst bemerkt, als
er sich wohl genug fühlte, um sich zu bewegen.»
«Vielleicht wird der Nerv wieder heilen.»
«Ich bete, daß er das tut», sagte Oberschwester Cecilia. «Sie
sollten ihn sehen.»
«Ich mag niemanden sehen.»
«Bewahre, Sie möchten ihn bestimmt gern sehen. Man
könnte ihn hier hereinrollen.»
«Schön.»
Man rollte ihn herein, dünn, mit durchsichtiger Haut, mit
135
schwarzem Haar, das geschnitten werden mußte, mit lachenden
Augen, schlechten Zähnen, wenn er lächelte.
«Hola, amigo! Que tal?»
«Wie Sie sehen», sagte Mr. Frazer. «Und Sie?»
«Lebendig, mit einem gelähmten Bein.»
«Schlimm», sagte Mr. Frazer. «Aber der Nerv kann wieder
heilen und so gut wie neu werden.»
«Das hat man mir gesagt.»
«Wie ist s mit den Schmerzen?»
«Jetzt nicht. Eine Zeitlang war ich wie verrückt davon im
Bauch. Ich dachte, die Schmerzen allein würden mich
umbringen.»
Oberschwester Cecilia beobachtete sie strahlend.
«Sie hat mir erzählt, daß Sie niemals einen Laut von sich
gegeben haben.»
«So viele Leute im Saal», sagte der Mexikaner mißbilligend.
«Was für eine Art von Schmerzen haben Sie?»
«Schlimm genug. Zweifelsohne nicht so schlimm wie Ihre.
Wenn die Schwester rausgeht, weine ich eine Stunde, zwei
Stunden. Es erleichtert mich. Meine Nerven sind jetzt
schlecht.»
«Sie haben ein Radio. Wenn ich ein Einzelzimmer hätte und
ein Radio, ich würde die ganze Nacht hindurch schreien und
weinen.»
«Das bezweifle ich.»
«Hombre si. Es ist sehr gesund. Aber man kann es nicht mit
so vielen Leuten drumherum.»
«Wenigstens», sagte Mr. Frazer, «sind Ihre Hände noch in
Ordnung. Man hat mir erzählt, daß Sie sich Ihren Unterhalt mit
den Händen verdienen.» [ Pobierz caÅ‚ość w formacie PDF ]

  • zanotowane.pl
  • doc.pisz.pl
  • pdf.pisz.pl
  • blondiii.pev.pl